YRB Magazine
02.06.2011
Titelstory: Ryan Kwanten
von: Gina Ponce
Bilder von: Jeff Forney
Leute auf der ganzen Welt sind dem Südstaaten-Akzent von Jason Stackhous in HBO's True Blood verfallen, aber der Frauenheld aus Louisiana kann sich glücklich schätzen, dass auch der Mann hinter dem Charakter mit seinem bezaubernden australischen Akzent einiges zu bieten hat - Ryan Kwanten.
Der 34jährige, der den kaum zu befriedigenden Bruder von Sookie Stackhouse in der renomierten Vampirserie spielt, gibt zu, dass ohne weiteres Training sein schauspielerischer Stil ausbaufähig ist, was ihm aber wiederum die Möglichkeit erlaubt, ganz unbedarft jegliche Rolle anzunehmen, ohne eine vorgefasste Vorstellung davon zu haben, wie die Dinge anzugehen sind. Das Konzept scheint für Kwanten aufzugehen, auch wenn er sagt, dass er jedes Mal überrascht ist von der True Blood Charakterwandlung, hat den stereotypischen Playboy bis zu dem Punkt zum Leben erweckt, dass es für Fans und auch manchmal für die Medien schwer wird, zwischen beiden zu unterscheiden. Während von Jason Stackhouse sowohl sein wildes und verantwortungsloses Verhalten als auch sein gebräunter Körper über den TV-Bildschirm flimmern und in unzähligen Fotos zu sehen sind, sagt der Schauspieler, dass er in sich wenig von dem ungestümen, jungen Stackhouse sieht.
"Ich meine, er sieht mir schon sehr ähnlich (lacht).... aber ich bin mehr der Beachboy als der Südstaatenjunge. Ich bin ein Analytiker. Ich denke viel zu viel über die noch so kleinsten Dinge nach, die es gar nicht wert sind," sagt er. "Aber Jason ist da ganz anders. Wenn er etwas machen will, dann springt er ohne Hemmungen einfach ins kalte Wasser und für mich ist das sehr befreiend, so eine Figur spielen zu können ... Die Fotos finde ich schon sehr schwierig, denn das bist schließlich du selbst, da kannst du dich nicht hinter der Figur verstecken. Manchmal ist das sehr nervenaufreibend."
Nachdem er gehört hatte, dass die Drehbücher von Alan Ball geschrieben wurden, sprach er für diese Rolle in True Blood vor und bekam letztendlich als einer der ersten eine Rolle in der neuen Serie, die auf den "The Southern Vampires Mysteries" Romanen von Charlaine Harris basieren. Während er sich mit den Büchern vertraut machte, als er die Rollenzusage bekommen hatte, wurde schnell klar, dass die TV-Version einen etwas anderen Pfad einschlagen würde. Aber der Dreh- und Angelpunkt, nämlich die Vampire, bleibt derselbe.
"Ich habe das schon mal gesagt, aber es fühlt sich immernoch richtig an - Einstein sagte mal, 'Das Schönste, was wir erfahren können, ist das Mysteriöse'," sagt er und versucht zu erklären, worin die Faszination für Vampire liegt. "Und für viele Leute sind Vampire der absolute Inbegriff für das Wort Mysterium, denn sie haben menschliche Fähigkeiten aber auch andere Charaktereigenschaften und eine Geschichte, die weiter zurück geht als was wir jemals verstehen könnten."
In diesem Sommer kommt endlich die sehnlichst erwartete vierte Staffel von True Blood, und verspricht dabei, weiterhin seinen normalen, schokieren und ehrfürchtigen Weg gehen. Die blutrünstige Serie beendete die letzte Staffel vergangenen Sommer mit von den Kritikern hochgelobten Folgen, die etliche Handlungsstränge offen und uns im Unklaren ließen, wohin die Serie als nächstes tendieren würde. Aber eines wurde bestätigt: neue übernatürliche Wesen, neben den bereits bekannten Vampiren, Werwölfen, Gestaltwandlern und Hexen.
"Die Handlung in dieser Staffel gerät völlig außer Kontrolle, aber im positiven Sine," erklärt Kwanten. "Fans können sich warm anziehen! Es gibt einige Szenen, die für einige Zeit in aller Munde sein werden. Wir hatten soviel Spaß bei den Dreharbeiten und ich bin gespannt, wie die Leute darauf reagieren werden."
Seitdem er aus Sydney, wo er geboren wurde, nach Los Angeles kam, hat Kwanten an seinen Schauspielfähigkeiten gearbeitet - einen beruflichen Werdegang, den er nie in Betracht gezogen hatte. Ohne Schauspielsabschluss, aber einem BWL-Abschluss von der Universität in Sydney, war er schon zu sehen, bevor er letztlich nach Hollywood kam und Bon Temps, Louisiana auf der fiktive Landkarte markierte. In den 90ern war Kwanten in der australischen TV Serie "Home and Away" zu sehen, was ihm einen gewissen Ruhm in seinem Heimatland bescherte, bevor er um den Erdball in die Stadt der Engel reiste, wo er in Summerland sowie Flicka und Dead Silence zu sehen war, bevor er Millionen Zuschauer im Jahr 2008 als Jason Stackhouse erfreute. Bescheiden gibt er zu: "Ich denke, ich habe jetzt einen gewissen Namen nach all der Bekanntheit von True Blood". Er sagt das, auch wenn er sich nicht verstecken muss, wenn er zurück nach Hause reist, denn es besteht ein Unterschied darin, ein TV-Star in Australien und in den Staaten zu sein.
"Der Hauptunterschied in den US oder Australien vor der Kamera zu stehen, besteht darin, wieviele Leute am Ende tatsächlich deinen Auftritt sehen werden," erklärt ihr. "Die US Serie haben ein größeres Budget, aber was das Schaupspielern angeht, ist es ziemlich ähnlich."
Um das beste aus seiner Zeit zu machen, nutzte er die Drehpause bei True Blood nicht für Ferien, sondern um zuhause zwei Filmprojekte zu verwirklichen: der monderne Western/Trhiller "Red HIll" und der Indie Superhelden-Streifen "Griff the Invisible".
"Er ist ein schüchterner Kerl mit einem ganz normalen Bürojob, aber in der Nacht verwandelt er sich dann in einen Superhelden und befreit die Straßen von Feinden...Die Moral der Geschichte ist wohl, dass man besser über niemanden richtet," sagt er. Dieser Film ist keiner, in dem sich jemals einer mich hätte vorstellen können. Ich spiele für gewöhnlich den eher geselligen Zeitgenossen, und die Figur hier war eher sehr in sich gekehrt. Es war fast so, als würde ich mich selbst spielen. Sehr häufig ist das die schwierigste Rolle von allen, die die dir am nächsten kommt."
Es sieht so aus, als würde er nicht zur Ruhe kommen, denn als nächstes kann man den Aussie in dem Südafrikanischen Film Zebras an der Seite von Camilla Belle sehen und in Knights of Badassdom, der als Komödie/Thriller beschrieben wird, deren Helden einen Demon bekämpfen, den sie aus Versehen beschworen haben. Darüber hinaus findet er sich selbst in Gerüchten darum, dass er für die Hauptrolle in Charles Manson's Biographie vorgesehen sei. Aber Kwanten verrät lediglich, dass "es durchaus eine Herausforderung wäre." Aber an dem Punkt mit so einer aufstrebenden Karriere sind Herausforderungen genau das, wonach ein Schauspieler sucht.
"Wenn ich mir vorstellen kann, den Charakter zu spielen und darin eine Herausforderung sehe, wäre das ein sehr guter Anfang," sagt er über das Finden der idealen Rolle. "Es gibt kein spezielles Genre oder einen bestimmten Charkater; ich möchte mir einfach gerne alles offen halten, denn du kannst nie wissen, was das Leben für dich bereit hält."
Auch wenn Kwanten bei dieser Berufswahl überzeugen konnte - sowie auch andere seiner australischen leuchtenden Kollegen, u. a. Hugh Jackman oder der verstorbene Heath Ledger - stellt die Schauspielerei für ihn nicht das Ende aller Dinge dar, sondern ist nur eine seiner vielen Interessen. Als ausgebildeter Yoga-Trainer und zweimaliger Gewinner des L.A. Biathlon, sah sich der erfolgreiche Wettkämpfer - der seinen Körper durch Schwimmen, Surfen, Laufen, Radfahren u. ä. in Form hält - als professioneller Triathlet, hätte sich ihm niemals die Möglickeit der Schauspielerei eröffnet. Wie es bis jetzt aussieht, scheint Kwanten den Schlüssel zu einem Ausgleich gefunden zu haben mit dem stürmischen Leben aus Ruhm und Geld, das ihm wieder um zu einem ganz anderen Projekt geführt hat - dem Schreiben eines satirischen Ratgebers zu einem besseren Liebesleben.
"Er heißt "The G-Strategy" und ist eine Satire auf die Selbsthilfebücher," erklärt er. "Ich dachte einfach, dass alle die Bücher in der Ratgeberabteilung der Buchläden an sich den Anspruch haben, die Probleme, die jemand in seinem Leben hat, lösen zu können, am besten in 10 Schritten oder so. Ich dachte, das lädt förmlich ein, sich darüber lustig zu machen... und das ist genau das, was ich gemach habe."
Mehr als das wird man in Kwanten's Privatleben an schmutzigen Dingen nicht finden können. Die Privatspähre zu wahren ist das wichtigste, um einen kühlen Kopf zu bewahren in diesem Wahnsinn, der sich auftut, sobald man einen gewissen Berühmtheitsgrad erreicht hat und hier haben wir einen einen Start, der weiß, wie man auch ohne es auf die Lindsay-Lohan-Art zu machen, in aller Munde bleibt.
"Für mich ist das das höchste Gut in einer Branche, die alles weiß," beteuert er. "Ich liebe meine Arbeit, aber manchmal muss ich mich davon soweit als möglich entfernen. Das kann heißen, am Strand entlang zu laufen, mich mit Freunden zu treffen oder die Stadt zu verlassen. Ich will das, was ich gerade tue noch für eine lange Zeit machen können und für mich gehen Privatleben, Lebenqualität und Langlebigkeit Hand in Hand."