Über ihre Rolle als Jessica Hamby
Deborah Ann Woll: Die neue Vampirin bei "True Blood"Frisches Blut für Vampirfans: Die Emmy und Golden Globe gekürte Serie
"True Blood", basierend auf den
"Sookie Stackhouse"-Romanen von Bestseller-Autorin
Charlaine Harris, geht in die nächste Runde. Ab dem 13. Februar zeigt der Pay-TV-Sender
13TH STREET die zweite Staffel immer samstags ab 20.13 Uhr in Doppelfolgen. Zum Auftakt strahlt 13TH STREET am 13. Februar bereits ab 07:45 Uhr ein Making Of und die gesamte erste Staffel im Schnelldurchlauf aus.
Zum Inhalt: Die telepathisch begabte Kleinstadt-Kellnerin
Sookie Stackhouse (Anna Paquin) und ihre große Liebe, der
Vampir Bill (Stephen Moyer), bekommen "Familienzuwachs". Weil Bill einen Vampir getötet hat, um Sookies Leben zu retten, muss er zur Sühne einen neuen Blutsauger erschaffen. Sein Opfer ist
Jessica Hamby (Deborah Ann Woll), ein braves katholisches Mädchen, das plötzlich ganz neue Seiten an sich entdeckt.
Für die bis dahin unbekannte Schauspielerin
Deborah Ann Woll bedeutete ihre Rolle als Vampirin Jessica in
"True Blood" den Durchbruch. Im Interview mit TV DIGITAL verrät die 25-Jährige mit deutsch-irischen Wurzeln, warum sie kein unsterblicher Vampir sein will, aber trotzdem ihre Reißzähne mag.
TV DIGITAL: Frau Woll, was glauben Sie, warum sind so viele Filmproduzenten und Autoren von Blut und Vampiren fasziniert?
Deborah Ann Woll: Wir leben in einer Welt, in der
Angst und das
Unbekannte allgegenwärtig sind. Indem wir eine typischerweise furchteinflößende Kreatur wie den
Vampir näher erforschen, können wir ihn greifbarer und verständlicher machen. Das erinnert uns daran, dass manche Dinge unheimlich erscheinen mögen, aber es nicht notwendigerweise immer sind.
TV DIGITAL: Ich habe gehört, dass Sie ein Fan von Horrorfilmen sind. Welche böse Kreatur mögen Sie am liebsten?
Deborah Ann Woll: Ich mag
Geister und
Dämonen. Sie erschrecken mich wirklich, weil man sich bei ihnen die Frage stellen muss, ob etwas wie sie tatsächlich existieren könnte.
TV DIGITAL: Wenn es tatsächlich Vampire gäbe, wären Sie dann gern einer?
Deborah Ann Woll: Diese Frage ist schwer zu beantworten. Wenn ich Vampire als ein Beispiel für entrechtete Personen betrachte, muss ich mir ein paar zusätzliche Fragen stellen: Mögen wir Menschen uns selbst nicht, so wie wir sind? Oder haben wir etwas gegen die Vorurteile, die in unserer Gesellschaft wild um sich greifen? Jessica liebt es, ein Vampir zu sein. Aber unfair verurteilt zu werden, nur weil sie ein Vampir ist, das ist das Problem. Etwas weniger ernsthaft betrachtet möchte ich - Vampir oder nicht - auf keinen Fall für immer leben. Allerhöchstens 200 Jahre.
TV DIGITAL: Ihre Rolle in "True Blood" ist die der 17-jährigen
Jessica Hamby, eines unschuldigen Mädchens, dessen Welt auf den Kopf gestellt wird, als sie von dem Vampir Bill gebissen wird. Hat sich Ihr Leben jemals so radikal geändert?
Deborah Ann Woll: Nichts Vergleichbares. Es gab einige Momente, die mein Leben verändert haben - alle ganz unterschiedlich und einmalig. Einige waren negativ, andere positiv. Meinen Seelenverwandten zu finden und mich in ihn zu verlieben, hat mich verändert, dahingehend, wie ich das Leben wahrnehme und welche Entscheidungen ich treffe.
TV DIGITAL: Bitte erklären Sie in einigen Worten, was für eine Person Jessica ist.
Deborah Ann Woll: Jessica steckt voller
Widersprüche. Sie ist eine Frau, die in einen Mann eindringen kann. Sie ist eine Jungfrau, die Sex hat. Sie ist ein Kind, das erwachsen sein muss. Sie verkörpert unsere Hoffnungen und Träume, wenn sie noch unschuldig und neu sind. Aber sie steht auch für das, was passiert, wenn wir zum ersten Mal einige unserer Träume und Hoffnungen aufgeben müssen.
TV DIGITAL: Haben Sie und Jessica irgendetwas gemeinsam?
Deborah Ann Woll: Wir interessieren uns für andere Menschen und wir wollen mehr als sonst irgendwas in der Welt geliebt und geschätzt werden. Wir mögen von Zeit zu Zeit wanken, aber wir werden von dem starken Verlangen getrieben, die Welt zu einem besseren Platz zu machen - selbst wenn das bedeutet, unser eigenes Glück zu opfern.
TV DIGITAL: Sie bewundern Jessica dafür, dass sie sich nicht darum kümmert, was andere über sie denken - besonders da Sie selbst schüchtern sind. Hat Ihre Rolle Ihnen dabei geholfen, selbstbewusster zu werden?
Deborah Ann Woll: Ich arbeite noch daran, selbstbewusster zu werden. Aber durch Jessicas Beispiel lerne ich, für mich selbst einzutreten und stolz darauf zu sein, wer ich bin.
TV DIGITAL: Um sich auf Ihre Rolle vorzubereiten, haben Sie sich viel Filmmaterial mit jagenden Tieren angesehen. Was haben Sie dadurch gelernt?
Deborah Ann Woll: Jagen und töten und getötet werden sind Dinge, die aus der menschlichen Erfahrung fast vollständig verschwunden sind. Sie gehören zu einem älteren, viel ursprünglicheren Teil unseres Verstandes, den wir längst vergessen haben. Ich wollte sehen, wie Körper und Sinne eines Tieres in dieser extremen Lebenslage reagieren. Wir Menschen sind Tiere, aber unsere
animalischen Instinkte schlummern. Bei Vampiren ist das vielleicht anders.
TV DIGITAL: Ist es schwierig, mit langen Reißzähnen zu sprechen?
Deborah Ann Woll: Zuerst ja, aber ich habe mich schnell genug daran gewöhnt. Mir gefällt es, dass die
Reißzähne manchmal eine körperliche Herausforderung sind, denn sie stehen für die unerfreulichen Seiten von Jessicas Persönlichkeit. Da Jessica mit ihrem Vampirsein zu kämpfen hat, ist es okay, wenn ich auch damit kämpfen muss.
TV DIGITAL: Wie schaffen Sie es, Blut-Tränen zu weinen?
Deborah Ann Woll: Das tue ich nicht. Wir, die Schauspieler, weinen ganz normal. Nach dem Dreh werden die Tränen mit Special Effects eingefärbt. Manchmal soll das Blut ein bestimmtes Muster bilden, dann wird das Blut als MakeUp auf unsere Augen und Wangen aufgetragen.
TV DIGITAL: Während Vampire Blut zum Überleben brauchen, haben Sie Ihre ganz eigenen Probleme mit Lebensmitteln. Aufgrund einer Krankheit dürfen Sie vieles nicht essen. Fällt es Ihnen schwer, Ihre Diät zu befolgen?
Deborah Ann Woll: Ich sehne mich nach vielen Dingen, die ich nicht essen darf - vor allem nach Pizza, Brot und Kuchen. Aber für meine Gesundheit ist es wichtig, mich davon fern zu halten, also bemühe ich mich, diese Lebensmittel zu vermeiden.
TV DIGITAL: Jessica ist keine Figur aus den Büchern von
Charlaine Harris, auf denen die TV-Serie
"True Blood" basiert. Inwiefern passt Jessica trotzdem in die Handlung und wie kann sie dabei helfen, die Geschichte zu verbessern?
Deborah Ann Woll: In der TV-Serie sind alle Vampire bereits mehrere Generationen alt. Ich denke, es ist wichtig und unterhaltsam, Jessica bei ihren ersten Schritten als Vampir zu beobachten - zu sehen, wie sie sich anpasst. Das erinnert an die
Pubertät. Der Umstand, dass Jessica sich gerade mitten im Erwachsenwerden befand, als sie in einen Vampir verwandelt wurde, erhöht den Spaß noch.
TV DIGITAL: Sie sagen, dass Sie Horrorfilme mögen und sich gern gruseln. Kann "True Blood" Sie noch erschrecken, wenn Sie die Serie sehen? Oder ist es nicht mehr unheimlich, wenn man die Schauspieler und die Handlung so gut kennt?
Deborah Ann Woll: Es ist definitiv noch unheimlich. Ich mag die Handlung und die Schauspieler hinter den Figuren kennen, aber ihr Auftritt und die Arbeit der Postproduktion - wie Schnitt, Musik und Special Effects - geben dem Ganzen ein neues Element. Wenn etwas wirklich gruselig und ergreifend ist, wird es immer funktionieren - egal, wie oft du es schon gesehen hast.
TV DIGITAL: Jessica ist Ihre erste große Rolle. Hat Ihr Leben sich nach dem Erfolg von "True Blood" verändert?
Deborah Ann Woll: Die Rolle ist mit Sicherheit mein erster großer Erfolg in der Film- und Fernsehwelt, und ich bin sehr dankbar und stolz. Meine
Karriere hat stark von "True Blood" profitiert. Die Serie ist unterhaltsam, von hoher Qualität und hat Tiefgang. Durch meine Rolle bei "True Blood" fühlen sich andere Produktionen in ihrem Glauben bestärkt, dass ich auch fähig bin, an anspruchsvollen Projekten mitzuarbeiten. Ich habe wirklich Glück, so eine großartige Plattform zu haben.
TV DIGITAL: In der Gesellschaft, die in "True Blood" beschrieben wird, sind Vampire Außenseiter. Haben Sie jemals das Gefühl gehabt, irgendwo nicht akzeptiert zu werden?
Deborah Ann Woll: Ja, das habe ich - beinahe mein ganzes Leben lang. Ich bin, was die Leute einen
"Spießbürger" nennen. Ich bin sehr konventionell, und das ist selten beliebt. Ich war eine
Ausgestoßene, weil ich die Person war, die zu sein ich mich entschieden habe. Der Unterschied, den ich zur Vampir-Metapher sehe, ist allerdings, dass ein Vampir im Gegensatz zu mir keine Wahl hat. Diese Form eines Scherbengerichts ist niemals akzeptabel! Die Sticheleien und Ablehnung, die ich erfahren habe, waren - obwohl grausam - nicht vergleichbar mit
pauschalen Vorurteilen. Trotzdem helfen mir diese Erfahrungen zu verstehen, wie es ist, ein Opfer von Vorurteilen zu sein.
TV DIGITAL: In "True Blood" kann das Blut der Vampire Wunden heilen und normalen Menschen Extra-Energie geben. Was sind Ihre persönlichen Kraftquellen, wenn Sie Probleme im Leben haben?
Deborah Ann Woll: Meine Freunde, meine Familie und ein "Sorgenbuch", in das ich schreibe. Oft hilft auch heißer Tee und ein gutes Buch. Oder Schauspielen. Es ist mir die liebste Sache der Welt, auch wenn es oft hart und ermüdend ist. Trotzdem ist es die Anstrengung immer wert und gibt meiner Seele Kraft.
TV DIGITAL: Vielen Dank, Deborah Woll, für das Interview.
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